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Land der Raucher, zukunftsreich

Die Grünen fordern Zigaretten erst ab 18 Jahren freizugeben und bestätigen damit wieder einmal ihr Image als "Verbotspartei". Das behaupten zumindest Raucher, die Tabaklobby und ihr nahestehende Parteien. Doch der Vorschlag der Öko-Partei kommt nicht von ungefähr.

Rauchen schädigt die Gesundheit, das dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Wie negativ sich Tabakrauch über einen längeren Zeitraum hinweg auf die Gesundheit auswirkt, war jedoch lange umstritten. Erschreckend ist aber vor allem, wie die Folgen des Zigarettenkonsums über Jahrzehnte hinweg bagatellisiert und als Nichtigkeit abgetan worden sind- mit fatalen Auswirkungen für unsere Gesundheit.

Für mich ist das Thema Rauchen eine emotionale Angelegenheit. In meinem Bekanntenkreis sind in den letzten Jahren ungefähr so viele Personen an den unmittelbaren Folgen langjährigen Tabakkonsums gestorben wie an Altersschwäche oder Unfällen. Lediglich der Alkoholkonsum hat in Österreich wahrscheinlich mehr Personen auf dem Gewissen, wobei viele Trinker auch starke Raucher sind.

Zahlen und Fakten

Im 20. Jahrhundert sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mindestens 100 Millionen Menschen an den direkten Folgen des Rauchens verstorben. Laut Statistik stirbt circa die Hälfte aller Raucher vorzeitig. In Österreich rauchen derzeit 35 Prozent aller Menschen, das sind circa drei Millionen – Diese verrauchen pro Tag etwa geschätzte 30 Millionen Zigaretten.

Rauchen begünstigt etliche Krankheiten, von verschiedenen Krebsarten bis zum Herzinfarkt und Schlaganfall. Trotz der bekannten Risiken bewirkten weder ein umfassendes Werbeverbot für Tabakwaren noch großangelegte Aufklärungsmaßnahmen einen nennenswerten Rückgang der Anzahl an Rauchern. Warum eigentlich?

Österreich, ein Tabak Eldorado

Rauchen und vor allem das Rauchverbot sind in Österreich Reizthemen der ganz besonderen Art. Ich erinnere mich nur zu gerne an ein Gespräch mit meiner Großmutter, einer Gastwirtin, bezüglich des Rauchens in Lokalen. Ihr Tenor von damals: "Das Rauchverbot ist der Tod der Gastronomen!"

Ihre Aussage ist insofern interessant, da sie als Nichtraucherin nach Jahrzehnten in der Gastronomie mit massiven Beeinträchtigungen des Lungenapparats zu kämpfen hat. Der sogenannte Passivrauch ist ihr zum Verhängnis geworden. Die Äußerung meiner Großmutter ist für mich aber auch deswegen so von Belang, weil sie die Ambivalenz der ganzen Debatte ungewollt auf den Punkt gebracht hat:

Jeder Mensch weiß, wie ungesund der regelmäßige Tabakkonsum ist, aber gleichzeitig wird mit fadenscheinigen Argumenten für die Rauch bzw. Wahlfreiheit gekämpft. Was in anderen Ländern seit Jahren selbstverständlich ist, nämlich ein umfassender Nichtraucherschutz, gleicht in Österreich einer Provinzposse.

Eine Studie der Statistik Austria zum Thema "Rauchen" zeigt, dass ein Viertel der Personen, die selbst nicht täglich rauchen, an ihrer Arbeitsstelle Tabakrauch ausgesetzt sind und  ebenfalls ein Viertel seine Rauchkarriere bis zum 15. Lebensjahr startet. Ein Beweis für den laxen Umgang der Behörden mit den Jugendschutzgesetzen in diesem Land. Die Politik hatte bisher kein großes Interesse daran das Rauchen wirklich effektiv zu bekämpfen. Die Ärztekammer fordert etwa seit Jahren einen strengeren Nichtraucherschutz und ist damit bisher bei den politisch Verantwortlichen auf taube Ohren gestoßen.

Rauchen ist ein Verlustgeschäft

Unser solidarisches Gesundheitssystem ist dazu verdonnert worden die Folgen des Tabakkonsums zu kompensieren. Gleichzeitig fördert der Staat indirekt den Tabakkonsum durch die Einhebung der Tabaksteuer.

2013 wurden circa 1,6 Mrd. Euro durch diese Steuer eingenommen. Die Tabaksteuer ergibt demnach nach der Mineralölsteuer (MÖSt.) die zweithöchsten Einnahmen aus einer Verbrauchssteuer. Geld, das mit der Sucht tausender Staatsbürger verdient wird. Ist das Rauchen also sogar ein lukratives Geschäft für den Staat? Die Antwort lautet klar: Nein! Tatsächlich kostet das Rauchen nicht nur den Endverbraucher viel Geld, sondern uns alle.

Das Institut für Höhere Studien IHS errechnete, dass selbst wenn "positive Effekte" wie die Einnahmen durch die Tabaksteuer und nicht auszubezahlende Pensionen eingerechnet werden, immer noch ein Kosten-Saldo von 659 Millionen Euro übrig bleibt. Geld, das der Staat in Zeiten der Wirtschaftskrise bitter nötig hätte, aber sich somit sprichwörtlich "in Rauch auflöst".

Die finanziellen Kosten des Rauchens sind eine Sache, die Folgen für die Gesundheit eine andere.

Der frühe Tod des NEWS-Aufdeckers Kurt Kuch (ein Kettenraucher, den seine Lungenkrebserkrankung zum Kampf gegen das Rauchen bewog) löste in Österreich eine längst überfällige Debatte über den Nichtraucherschutz aus. Auch der bekannte Schauspieler Leonard Nimoy, der in unzähligen Star-Trek Filmen die Figur des legendären Mr. Spock verkörperte, bereute seine jahrzehntelange Nikotinsucht am Ende bitter.

Einer der letzten Tweets des im Februar verstorbenen Kettenrauchers war:

Don't smoke. I did. Wish I never had.

In diesem Sinne hoffe ich, dass die österreichische Politik es ausnahmsweise einmal zustande bringt ein Nichtrauchergesetz zu verabschieden, dass diesen Namen auch verdient und keine "Österreichische Lösung" wird.

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